Vielen galt der Finanzminister Wolfgang Schäuble als Verkörperung deutscher Prinzipienreiterei. Nun soll er Bundestagspräsident werden. Er wird eine Lücke hinterlassen.
Der italienische Europaparlamentarier Gianni Pittella hat einmal gesagt, die deutsche Europapolitik sei geprägt von der evil hand of Schäuble, der bösen Hand des deutschen Finanzministers. Das beschreibt ziemlich genau, was man in weiten Teilen Europas von Wolfgang Schäuble hält: nicht sehr viel. Er wollte die Griechen aus der Währungsunion werfen, er ermahnte die Staaten Südeuropas mitten in der größten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit zur Sparsamkeit und er kritisierte wieder und wieder die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank, die maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die Krise überwunden werden konnte.
Insofern dürfte die ein oder andere Flasche Sekt geöffnet worden sein, als heute bekannt wurde, dass Schäuble Bundestagspräsident wird und damit die Spitze des Finanzministeriums nach acht Jahren verlässt. Gerade im linken Lager gilt "Dr. Schäuble" – wie ihn sein griechischer Widersacher und ehemaliger Finanzministerkollege Yanis Varoufakis abschätzig nennt – als Verkörperung deutscher Prinzipienreiterei.
Quelle: Zeit
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