Die Piloten der Lufthansa streiken: 3.800 Flüge fallen aus, 425.000 Menschen sind betroffen. Das hat es noch nie gegeben. Eine Welle der Solidarität schlägt den Streikenden nicht gerade entgegen. Im Gegenteil. Angesichts eines Durchschnittslohns von 181.000 Euro fragt die Bild-Zeitung: „Sind die Lufthansa-Piloten völlig abgehoben?“ Und in der FAZ wundert sich Holger Steltzner: „Darf jede Minderheit die Mehrheit zur Geisel nehmen?“ Diese öffentlichen Reaktionen machen aus dem Streik eine gesellschaftspolitische Lehrstunde: Die Bewertung der kapitalistischen Mechanik hängt vom Standpunkt ab.
Es ist bemerkenswert, dass den Kritikern des Pilotenstreiks die besondere Ironie dieser Situation gar nicht auffällt. Denn die Piloten verhalten sich, wie es bei uns üblich ist: Sie wollen ihren Profit maximieren. Unternehmern und Managern ist das nicht nur erlaubt. Man erwartet es geradezu von ihnen. Bei allen anderen ist das etwas anderes. Für sie sollen moralische Grenzen gelten, die oben längst außer Sicht geraten sind. Wo kämen wir hin, wenn sich jeder so verhielte wie die Eliten?
Sorgen um Gewinn
In der Union denkt man schon darüber nach, das Streikrecht einzuschränken. Es könne nicht sein, dass eine Gewerkschaft, deren Mitglieder an wichtigen Schaltstellen säßen, ihre Position nutze, bei der Tarifentwicklung schneller voranzukommen als andere, sagte der Vizechef der Fraktion Arnold Vaatz. Aber hat sich Herr Vaatz ähnliche Gedanken gemacht, als in der Zeit des großen gesellschaftlichen Umbaus, zwischen 1998 und 2006, die Vorstände der 30 größten deutschen Unternehmen ihre Bezüge verdoppelten? weiterlesen »
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