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Samstag, 11. Juli 2009

Passender Knochenmarkspender aus dem Reagenzglas


Um ihrem Sohn den passenden Knochenmarkspender zu verschaffen, haben Eltern einen ausgewählten Embryo in die Gebärmutter einpflanzen lassen.

Ein Retorten-Baby soll in Israel seinen Bruder von einer schweren Erbkrankheit heilen.

Israelische Medien berichteten am Donnerstag, das zwei Monate alte Mädchen sei von Ärzten genetisch ausgewählt worden, damit es dem drei Jahre alten Jungen mit einer Knochenmarkspende helfen kann.

Dabei wurde die in Deutschland bislang verbotene Präimplantationsdiagnostik eingesetzt. Sie ermöglicht es unter anderem, bei einem durch künstliche Befruchtung geschaffenen Embryo bestimmte Erbkrankheiten vor der Einpflanzung in die Gebärmutter auszuschließen.

Den Angaben zufolge kam der Junge mit dem seltenen Shwachman-Diamond-Syndrom zur Welt. Kinder mit diesem Syndrom leiden an einer schwachen Bauchspeicheldrüse, Minderwuchs und wiederkehrenden Infekten. Die Lebenserwartung ist reduziert, und es besteht eine erhöhte Gefahr, an Leukämie zu erkranken.

Als einzige Hoffnung galt eine Knochenmarkspende von einem passenden Spender. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein weiteres Kind genetisch passend wäre, lag nur bei 25 Prozent. Daher rieten Ärzte im Krankenhaus Schaarei Zedek in Jerusalem den Eltern zur künstlichen Befruchtung, um einen genetisch passenden Embryo auswählen zu können.

Die religiösen Eltern hatten zunächst schwere ethische Bedenken, stimmten jedoch schließlich zu. "Wir wollten dringend noch ein Kind, aber wir wollten nicht, dass es auch krank ist und wie sein älterer Bruder leidet", sagte die Mutter der israelischen Zeitung "Jediot Achronot".

"Der diagnostische Prozess war in diesem Fall sehr kompliziert", sagte die Professorin Efrat Levi-Lahad, Leiterin des zuständigen genetischen Instituts im Krankenhaus. "Zu unserem großen Glück hat sich der gesunde Embryo, den wir fanden, auch in der Gebärmutter entwickelt."

Das kleine Mädchen sei nun mit 100-prozentiger Sicherheit eine kompatible Spenderin, so die Ärzte.

Bei der Geburt wurde das Nabelschnurblut in der Hoffnung eingesammelt, dass es genug Knochenmarkszellen enthält. Anderenfalls könnte das Kind auch direkt Knochenmark spenden.

Der kleine Junge weiß noch nichts von dem großen Drama um die Geburt seines "rettenden Engels". "Wir werden es ihm zum passenden Zeitpunkt erzählen", sagte die Mutter. "Ihre Geburt ist ein großes Geschenk für ihn - aber sie (das Baby) ist auch für sich genommen ein kleines Wunder."

In Großbritannien war bereits im März 2003 ein Baby auf diese Weise entstanden. Nach einer künstlichen Befruchtung hatten damals US-Ärzte in Chicago denjenigen Embryo ausgewählt, dessen Gewebemerkmale am besten mit denen des Bruders übereinstimmten. Inzwischen ist das Verfahren unter anderem auch in Großbritannien, Spanien und Schweden erlaubt. (dpa)

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